Alle Fotos im Beitrag: © Valeria Gunz
In grossen Lettern war über den Toren der Cersaie 2017 zu lesen: “Die Zukunft ist polymorph”. Die internationale Fachausstellung für Keramikfliesen und Badezimmerausstattung in Bologna zeigte auf einer Fläche von insgesamt 166.000m², wie sich die Keramik von ihrer traditionellen Formen weg bewegt. Namhafte Aussteller aus 43 Nationen interpretierten die Keramik von Grund auf neu und präsentierten entsprechende Produkte.
Architekten und Designer verliehen der Cersaie 2017 ein wahrlich künstlerisches Image. So war es mir eine grosse Freude, an einer der weltweit bedeutendsten Fachmessen nach Trends und neuen Produkten Ausschau zu halten.
Dabei sprangen mir besonders neun Tendenzen ins Auge, bei denen mit Altbewährtem kunstvoll neue Akzente gesetzt wurden:
1. Natursteinoptik
Bereits an der Milano Design Week 2017 aufgefallen, kam der Marmor-Effekt auch an der Cersaie stark zum Tragen. In allen Variationen fand man Marmor: Leicht bis stark poliert, matt und mit originellen 3D-Effekten, auch hell und dunkel in verschieden Maserungen, Strukturen und Fliesengrößen. Keramikplatten, die echtem Naturstein optisch in Nichts nachstehen, gewinnen seit Jahren an Beliebtheit. Ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben.
Weisse Marmoroptik etwa punktet mit nobler Eleganz. Mit dem Inkjet-Verfahren lassen sich neuerdings nahezu alle Optiken auf Keramik bringen und liessen jüngst Feinsteinzeug-Fliesen mit Marmoroptik zum Design-Renner werden. Feine Aderungen und Strukturen verleihen dem Feinsteinzeug eine authentische noble Eleganz. Mit einem unschlagbaren Vorteil: Feinsteinzeug ist robuster, abriebfester und chemikalienbeständiger als Echtstein.
2. Graphic: Geometrie Dekore
Bei Fliesen-Dekorationen erfreuten sich an der Messe einfache, geometrische Formen wie das Dreieck grosser Beliebtheit: Kunterbunt, elegant, klassisch und auch mal farbig-poppig umgesetzt waren grafische Formen omnipräsent.
3. Patchwork: Mix-Style
Patchwork mit hohem grafischem Inhalt, der Mix aus speziellen Farbnuancen oder floralen und grafischen Formen für Wand- und Bodenverkleidungen waren ein starkes Trend-Thema. So wurden auch mal 70er Jahre-Farbkombinationen mit eleganten Origami-Mustern gepaart.
4. Terrazzo-Fliesen
Bereits in der Antike wurde Terrazzo als stilvoller Boden eingesetzt. Der Bodenbelag bestand damals aus Bindemittel und Gesteinskörnungen. Als Zuschlagstoffe wurden Marmor, Dolomit oder Kalkstein verwendet. Auf der Cersaie erlebten Feinsteinzeug-Fliesen in Terrazzo-Optik ein regelrechtes Comeback und sorgen für einen kultivierten Look, der einst römischen Villen vorbehalten war.
5. Holzoptik
Der grosse Geschäftserfolg mit "Keramikholz" hat Hersteller dazu bewegt, ihre Kataloge in diesem Segment zu erweitern. Ein Dauerbrenner hat sich schliesslich einen festen Platz in der Fliesenwelt verdient. Die Gemütlichkeit und Wärme der Holzstrukturen ist und bleibt ein unübertroffener Trend. Feinsteinzeug in Holzoptik vereinfacht die Umsetzung des Holz-Looks im Badezimmer oder auf der Terrasse mit rustikalen Brettern.
Besonders ins Auge gestochen ist mir ein neues, orientalisches Produkt, das sich einer japanischen Produktionstechnik bedient: KASAI (japanisch für “Feuer”) Holzdesign. Aus gebranntem Zedernbaum entstanden, und nach der traditionellen Technologie „Shou Sugi Ban“ gefertigt, wurde er auf der Messe in ansprechender Fliesenoptik gezeigt.
6. Fliesen mit 3D-Optik
Fliesen mit einem ausgeprägten Relief und starkem 3D-Effekt gehören zu den Trends des Fliesenmarkts der letzten Jahre. Wandfliesen mit interessanten 3D-Strukturen eröffnen neue Möglichkeiten. Je nach Lichteinfall kreieren sie ein imposantes Spiel mit Licht und Schatten. Die 3D-Optiken verleihen den Fliesen einen künstlerischen Look, der zu vielen Einrichtungen passt.
Fliesen mit 3D-Illusion:
7. Textiloptik
Fliesen in Textiloptik sorgten bereits im vergangenen Jahr für Furore und waren auch dieses Jahr wieder auf der Messe zu sehen.
8. Handmade-Effekt, Prints und Aquarell-Wandbilder
Ganze Wände im Aquarell-Look, verschiedenste Variationen von Prints mit Pflanzenmustern oder spannenden Trompe l´Oeil Effekten. Grafisch und effektvoll waren auch Art-Platten mit Handmade-Effekt.
9. XXL-Fliesen
Imposante Grossformate haben sich ihren Platz in der Keramikbranche längst verdient. Mit ihnen lassen sich eindrucksvolle, nahtlose Looks einfach umsetzen. Wurde bei XXL-Fliesen bisher überwiegend an beeindruckende Bodendesigns gedacht, werden sie nun auch für spektakuläre Wandverkleidungen immer beliebter. Große Fliesen besitzen den entscheidenden Vorteil, dass nur wenige Fugen eingesetzt werden müssen. Fliesengrössen, die noch vor kurzer Zeit als “Großformat” galten, werden nun von rekordverdächtigen Maßen überholt. XXL-Fliesen mit einer Länge von 180cm sind keine Seltenheit und beliebt wie nie zuvor.
Metamorphose auf allen Ebenen
Wie die Cersaie 2017 eindrücklich gezeigt hat, befindet sich der Werkstoff Keramik gerade in einem faszinierenden Wandel, der den traditionsreichen Boden- und Wandbelag zu einem vollwertigen Gestaltungselement macht. Dass Holzböden beispielsweise nicht unbedingt aus dem Naturmaterial bestehen müssen, bewiesen die Hersteller eindrucksvoll mit ihren Produkten. Maserungen, Jahresringe und Abnutzungsspuren bringen einen Hauch Natur und Authentizität ins Badezimmer.
Auch Marmor, Granit und Schiefer müssen heutzutage nicht mehr notwendigerweise aus einem Bergwerk oder Tagebau stammen. Spannende Marmormuster auf Fliesen lassen sich kaum noch von echtem Naturstein unterschieden. Um die Wirkung der Imitationen nicht zu zerstören, versuchten sich viele Produzenten an grossformatigen Fliesen. Nebst dem optischen Effekt macht auch die einfache Reinigung von XXL-Fliesen diese zu einem exzellenten Gestaltungselement für Badezimmer-Einrichtungen.
Über die Autorin:
Farben, Muster und Materialien gekonnt zu einer stilsicheren und harmonischen Inneneinrichtung kombinieren, genau das ist die Handschrift der Luzerner Interior Stylistin Valeria Gunz. Sie kreiert Wohn- und Geschäftsräume mit Anziehungskraft. Ein passendes Designobjekt finden, eine ganze Wohnung einrichten, Showrooms oder Messestände gestalten: Wenn Stilsicherheit im Interior Design gefragt ist, kann Valeria Gunz ihr ganzes künstlerisches Talent und ihre internationale Erfahrung ausspielen. Die gelernte Modedesignerin beschäftigt sich seit 20 Jahren mit dem Einrichten von Räumen. Valeria Gunz war als Stylistin und Creative Director für renommierte Möbelfirmen im Design-Mekka Mailand und in der Schweiz tätig. Dazu zählen so klangvolle Namen wie Piero Lissoni, Living Divani, Porro, Boffi, Rifra, De Sede, Team by Wellis, Intertime und talsee. Mehr Informationen über die Mailänder-Trends, ihren umgesetzten Interior Projekten und dem Design-Shop finden Sie auf der Stilvoll-Seite. Ein Blick lohnt sich: www.valeriagunz.ch